Mittwoch, 5. August 2009

*****-Restaurant oder Survivalküche? (Jasmina Meier)

Vom Lager 1 zum Lager 2 – nur eine Zahl Unterschied – doch welche Welten liegen zwischen diesen zwei Lagern? Nach den in 6 Stunden überwundenen 900 Höhenmetern sinkt der Komfort vom **** Restaurant mit Vollpension zur Survivalküche à la Selbstbedienung und das Lebensgefühl sowie der Puls steigt in dem gleissend weissen Gletscher- und Gipfelpanorama. Hier im Lager 1: Ein gemütliches Esszelt mit Tischen und fauteuilartigen Klappstühlen, dazu ein serviertes 3-Gang Menü – kurz – alles was das Herz begehrt. Dank Kari's Hit, der Rahmpistole, gibt’s sogar ein 'Kaffee Pik Lenin' mit Schuss und viel Rahm!

Von diesem Service können wir im Lager 2 nur träumen. Doch auch dort sind für uns alle Zelte bereits aufgestellt, was für ein Höhenlager auf über 5300 Luxus pur ist, und der Schneeboden muss nur noch leicht begradigt werden für eine relativ flache Liegeposition. Dieser Luxus wird einem spätestens dann bewusst, wenn man die Bergsteigerindividualisten mit ihren mind. 20 Kilo-Rucksäcken den Berg rauf keuchen sieht. Statt an den gedeckten Tisch zu sitzen, teilen meine Zeltpartnerin und ich uns die Aufgaben des Schneeholens und Kochens. Mit einem 35L Abfallsack voll Schnee kochen wir gerade mal knapp 3 Liter Wasser für unsere Thermosflaschen und das Essen im Fertigmenübeutel. Als Entree eine Flädlisuppe, ein paar Chips – das Salz des Lebens.

Das Leben im eng gassigen Bergdorf mit rund 80 Zelten am Schneehang gegenüber des Pik Lenin ist sowohl gemütlich als auch intim (jeder Furz ist öffentlich!). Der Ausblick aus dem Zelt ist wie eine Postkarte aus den Engadiner Skiferien. Immer wieder kommt ein garstiges Schneegestöber und wir verziehen uns in unsere Zelte oder tiefer in die Daunenjackekapuze.
Der Gipfel so nah über uns, ich glaube es kaum, dass da nochmal 2000 Höhenmeter dazwischen liegen. Ein kurzer Aufstieg in Richtung Lager 3 gibt jedoch bereits einen Vorgeschmack der zu erwartenden Windstärke und Anstrengung in den höheren Gefilden.

Mit dem schwäbischen Spruch meiner Mutter werde ich mich morgen erneut aufmachen – zum Lager 2 und dann – mögen uns die Götter wohlgesinnt sein – am 9. August Richtung Gipfel: „Kopf hoch, auch wenn dr Hals dreckig isch!“
Jasmina Meier

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